Under Cover – Elisabeth Daly-Paris

27. März bis 1. Mai 2011

Zu den LICHT – Bildern : Die Künstlerin stellt uns ihre Acrylbilder und Installationen sowie Videos unter dem Titel „Under Cover“ vor. Ãœbersetzt bedeutet dies „verdeckt“, „dahinter“, „darunter“, „versteckt“, nicht sichtbar. (…) Inwieweit nun gibt es einen Zusammenhang dieses Begriffs mit den Bildern und Installationen von Elisabeth Daly-Paris? Die Künstlerin präsentiert ihre Werke „under cover“. Sie deckt nicht gleich auf. Versteckt, verschlüsselt. Fordert so zum genauen Hinsehen auf. Ist der Betrachter vielleicht ein Undercover-Agent, der versucht mit Hilfe angedeuteter Informationen eine gewisse Botschaft zu entschlüsseln, etwas aufzudecken, eine versteckte Information zu erhalten? Informationen, die die Künstlerin mitteilen will? Was man wahrnimmt sind zweifelsohne Räume, Raumkonstruktionen oder Andeutungen von Räumen. Doch was sind das für Räume? Reale Räume, Kunsträume, Innen-oder Außenräume oder gar utopische, also unrealistische, nicht wirkliche Räume?
(Prof. Dr. Manfred Wolff, Kunstverein Witten)

Ausstellungseröffnung Elisabeth Daly-Paris
„Under Cover”
Lortzing ART
Hannover 27. März 2011
Elisabeth Daly-Paris wurde in Bern in der Schweiz geboren. Sie lebt und arbeitet auch heute in dieser Stadt. Nach der Matura und einer Ausbildung zur Lehrerin ist für das Verständnis ihrer Bilder sicherlich von Interesse, dass sie eine Ausbildung in Pantomime am Konservatorium in Bern absolviert hat und darüber hinaus Weiterbildungen und Workshops zum Schwarzen Theater, Schattentheater und Forumtheater und natürlich in den Bereichen Malerei, Video oder Performance. Sie weist eine rege Ausstellungstätigkeit vor, nicht nur in ihrem Heimatland Schweiz, sondern auch in Italien, Tschechien und Deutschland.
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“. Diese Aussage von Paul Klee trifft einmal mehr zu für die hier präsentierten Werke der Schweizer Künstlerin Elisabeth Daly Paris.
Die Künstlerin stellt uns ihre Acrylbilder und Installationen sowie Videos unter dem Titel „Under Cover“ vor. Übersetzt bedeutet dies „verdeckt“, „dahinter“, „darunter“, „versteckt“, nicht sichtbar.
Andererseits verbindet man mit „ under cover“ immer den „ under cover-Agent“, den verdeckten Ermittler, der nach außen als Zivilperson auftritt und häufig unter falscher Identität ermittelt. Er ist zu unterscheiden von den Informanten und V- Leuten, die aus ihrem jeweiligen Umfeld Informationen liefern.
Inwieweit nun gibt es einen Zusammenhang dieses Begriffs mit den Bildern und Installationen von Elisabeth Daly-Paris? Die Künstlerin präsentiert ihre Werke „ under cover“. Sie deckt nicht gleich auf. Versteckt, verschlüsselt. Fordert so zum genauen Hinsehen auf. Ist der Betrachter vielleicht ein Undercover-Agent, der versucht mit Hilfe angedeuteter Informationen eine gewisse Botschaft zu entschlüsseln,
etwas aufzudecken, eine versteckte Information zu erhalten? Informationen, die die Künstlerin mitteilen will?
Was man wahrnimmt sind zweifelsohne Räume, Raumkonstruktionen oder Andeutungen von Räumen. Doch was sind das für Räume? Reale Räume, Kunsträume, Innen-oder Außenräume oder gar utopische, also unrealistische, nicht wirkliche Räume?
Auf jeden Fall erinnern sie an Räume in Theatern, an Bühnenräume. Der Blick fällt auf oder hinter den Bühnenvorhang. Die Kulisse ist teils hell erleuchtet, meist ist die Bühne aber leer. Nur vereinzelt, selten und auch dann nur angedeutet erkennt man Möbelstücke oder skurrile, nicht genauzu identifizierende Gestalten oder Formen. Sie sind am Rande der Szenerie positioniert. Nicht auf den ersten Blick erkennbar und fassbar. Man ahnt jedoch, dass sich dort etwas abspielt. Die Situation auf der Bühne ist unklar, aber spannungsgeladen. Was wird auf den Betrachter, den Zuschauer
zukommen? Wird die Aufführung gleich beginnen? Jeden Augenblick könnte sich die Szenerie verändern und sich mit Akteuren bevölkern. Die Ruhe also vor dem Sturm? Eine Situation , der wir auch im realen Leben ständig ausgesetzt sind . Das Ungewisse, das nicht Vorhersehbare. Wir werden gleichsam, wie auf der Bühne, in das Lebenstheater hineingestellt und müssen unsere Rolle spielen.
Oder ist die Aufführung bereits beendet. Die Schauspieler sind abgetreten und das Bühneninventar abgeräumt. Die Scheinwerfer heruntergefahren, alles ist vorbei. Und wir, wir sind beindruckt oder
auch enttäuscht von dem Stück. Wie bei Bert Brecht: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ (aus: Der gute Mensch von Sezuan)
Die Künstlerin Elisabeth Daly –Paris selbst sagt: „Für mich ist das Leben ein großes Welttheater, in dem wir unsere mehr oder weniger selbst gewählte Rolle spielen, und dies in einem Raum, den wir
Zeit nennen. Was ich als aktuelle Realität empfinde, ist eine der unzähligen Szenen, die zeitlich hinter-oder nebeneinander ablaufen.“ Also neben dem Raum beschäftigt sich die Künstlerin auch
mit der Zeit Hier und an dieser Stelle den Begriff der Zeit zu definieren wollen wäre fast vermessen.
Doch vielleicht nur einige Gedanken. Zeit ist eine Dimension, die uns alle betrifft. Immer wieder, ständig und jetzt. Eine Dimension, der wir nicht entrinnen können, der wir nicht ausweichen können
und die wir nicht einfach abstellen oder ausschalten können. Wie ein Radio oder einen Lichtschalter. Wir sind unweigerlich in ihr „gefangen“. Wir können sie nicht horten, nicht ansammeln, nicht auf die Bank bringen und dafür noch Zinsen bekommen. Treffender und auch zu den Bildenr von Elisabeth Daly- Paris passend ist da sicherlich die Aussage des Philosophen Ernst Bloch:„Zeit ist nur dadurch, dass etwas geschieht, und nur dort, wo etwas geschieht“
Doch noch einmal zu den Bildern, in denen die spezielle Farbigkeit und Bildkomposition beindruckt.
Die Künstlerin hat eine eigene Technik entwickelt, bei der verschiedene Farben in lasierenden Schichten übereinander gelegt werden. Dadurch entsteht Tiefe und Raumwirkung. Es entstehen große ruhige Flächen, deren Farben sich übereinander schieben. Die Ränder der Flächen sind teilweise scharf abgegrenzt oder sie gehen nahezu unsichtbar in den Hintergrund über. Bei der Bildkomposition fällt neben der Fläche die lineare Konstruktion von Horizontale und Vertikale auf, die beim aufeinander treffen einen rechten Winkel bilden. “…..der für mich die Gegensätzlichkeit in Reinform darstellt. Und sowieso sind es die Gegensätzlichkeiten, die für mich in einem Bild die Faszination bewirken: Licht und Dunkel, Zartes und Grobes, Nähe und Ferne, Diffuses und Scharfkantiges, “….
so die Künstlerin . So findet diese Gegensätzlichkeit auch und insbesondere in ihrer Installation mitdem Titel „Schaufel der Gerechtigkeit“ ihren Ausdruck. In den Videos greift Elisabeth Daly –Paris erneut die Thematik der Theaterkulisse wieder auf, und auch hier hat der visuelle Wert, Farbe und Komposition des Gefilmten, Vorrang.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch den Gedanken eines Künstlers aus Venezuela, Jacobo Borges, mit dem Elisabeth Daly -Paris zusammengearbeitet und von dem sie in der Sommerakademie in Salzburg viel gelernt hat, zitieren:
„Den Raum malen. Einen Raum, der weder innen noch außen ist. Einen transitorischen Raum zwischen innerer Realität und äußerer Welt. Es ist ein vieldeutiger Raum, der zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelt ist, doppelsinnig, chaotisch, dynamisch, mit den Kräften von Leben und Tod, in dem die Zeit als Katalysator wirkt.“

Prof. Dr. Manfred H. Wolff

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